Herbsttagung Bäuerinnen und Landfrauen
Herbsttagung 2023
Freitag, 20.Oktober 2023, 19.30 Uhr in der Aula des Landw. Zentrum Ebenrain, Sissach
«Der Wolf - bald auch im Baselbiet?»
Referent: Marcel Züger
Während 150 Jahren war der Wolf in der Schweiz abwesend. Vor zehn Jahren gelang die erste Fortpflanzung, derzeit leben gegen dreissig Rudel in der Schweiz. Es ist eine Frage der Zeit, bis sich die Wölfe bis nach Basel ausbreiten. Marcel Züger aus Salouf (GR) hat sich intensiv mit dem Rückkehrer auseinandergesetzt. Er zeigt anlässlich der Herbsttagung des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel auf, wie Landwirtschaft, Tourismus und Bevölkerung betroffen sind. Und er beschreibt, wie ein Zusammenleben von Menschen und Wölfen funktionieren kann.
Wir freuen uns, viele Interessierte an unserer Herbsttagung begrüssen zu dürfen. Nichtmitglieder sind ebenfalls herzlich willkommen. Eintritt kostenlos, Kollekte am Ausgang.
Wahlen 2023
Schutz der Kulturen bröckelt
Weil immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten werden und es zu wenig zuverlässige und wirk-same Alternativen gibt, ist der Schutz vieler Kulturpflanzen gefährdet. Damit drohen nicht nur bedeutende Ernteverluste, sondern mittelfristig auch die Aufgabe von für die Ernährung bedeu-tenden Kulturen.
Gesellschaft und Politik fordern von der Schweizer Landwirtschaft, die pflanzliche Produktion für die direkte menschliche Ernährung auszubauen. Eine grosse Herausforderung im Pflanzenbau be-steht darin, den Befall der Kulturen durch Krankheiten und Schädlinge zu verhindern oder sie zu-mindest in Schach zu halten. Zum integrierten Pflanzenschutz – den die Schweizer Bauernfamilien pflegen – gehören neben einer guten Agrarpraxis wie der Fruchtfolge und weiteren vorbeugenden Massnahmen auch der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wenn die Schadschwellen über-schritten sind.
Ohne wirksame Präventions- und Schutzmassnahmen drohen grosse Ernteverluste bis hin zu Total-ausfällen. In den vergangenen sechs Jahren wurde in der Schweiz der Pflanzenschutz auf den Kopf gestellt: Der nationale Aktionsplan Pflanzenschutz und die Umsetzung des Absenkpfads Pflanzen-schutz führten zu grossen Einschränkungen beim chemischen Pflanzenschutz. Das hat Folgen: Die Liste der Kulturen ohne Schutzmöglichkeiten vor Schadinsekten oder Pilzen wird immer länger, al-len voran beim Raps, den Kartoffeln oder Zuckerrüben. Das liegt auch daran, dass zwischenzeitlich über 200 Pflanzenschutz-Wirkstoffe ihre Zulassung verloren haben und wirksame Alternativen weitestgehend fehlen. Die noch verbliebenen Mittel kommen entsprechend häufiger zum Einsatz, darunter auch viele Bio-taugliche Pestizide. Das begünstigt die Bildung von Resistenzen, was die Wirkung der Mittel schwächt – ein Teufelskreis.
Weitere grosse Einschränkungen stehen in den nächsten Jahren an. In seinem neuen «Lagebericht Pflanzenschutz» zeigt der Schweizer Bauernverband (SBV) auf, wie die aktuelle Situation aussieht, wohin der Weg geht und was das für die pflanzliche Produktion der Schweiz bedeutet. Er fordert konkrete Anpassungen und eine Neuausrichtung der Schweizer Pflanzenschutzmittelpolitik. Dazu gehört unter anderem die Deblockierung des Zulassungsverfahrens oder die Weiterentwicklung des Gewässermonitorings.
Quelle: Schweizerischer Bauernverband
Jetzt zeigt sich, wer es ernst meint mit der Nachhaltigkeit!
Die Schweizer Bauernfamilien bekommen aktuell zu wenig für ihre Produkte. Sie können weder gestiegene Produktionskosten vollständig weitergeben, noch sind sie für die neu eingeführten zusätzlichen Auflagen und Anbaurisiken entschädigt. Nun machen manche Abnehmer sogar Druck, um die bereits zu tiefen Preise weiter zu senken. Inakzeptabel! Wer damit Ernst macht, untergräbt die Nachhaltigkeit des Lebensmittelsektors.
In der öffentlichen Wahrnehmung leben die Schweizer Bauernbetriebe von den Direktzahlungen. Das ist jedoch ein Trugschluss. Vielmehr nehmen sie vier von fünf Franken mit dem Verkauf ihrer Produkte ein. Es ist deshalb essenziell, dass sie dafür einen fairen Preis erhalten. Das ist aktuell nicht der Fall!
Die Bauernfamilien sind seit letztem Jahr mit einem starken Anstieg der Produktionskosten für Maschinen, Ener-gie, Diesel, Dünger, Futter und vielen weiteren Produktionsfaktoren konfrontiert. Obwohl es bei den Produzen-tenpreisen 2022 gewisse Erhöhungen gab, gelang es nicht, die Kostensteigerung vollständig weiterzugeben. Es verblieb ein gesamtlandwirtschaftliches Defizit von rund 200 bis 300 Millionen Franken. In verschiedenen Bran-chen, ganz speziell bei der Milch, gab es schon vorher einen Nachholbedarf, da die Preise im Vergleich zu den Produktionskosten eindeutig zu tief waren.
Neben den gestiegenen Kosten für Vorleistungen kommt ab diesem Jahr die Umsetzung der parlamentarischen Initiative 19.475 «Absenkpfad» mit zahlreichen Massnahmen im Bereich Pflanzenschutz und Nährstoffe hinzu. Neben einer Reduktion der durchschnittlichen Erträge, zusätzlichem Arbeitsaufwand und höheren Produktions-kosten bringen diese auch grössere Risiken im Pflanzenbau mit sich. Die Bauernfamilien brauchen zusätzlich bes-sere Preise, um Mehrkosten und Einbussen auszugleichen.
Fünf bis zehn Prozent bessere Erlöse für die Bauernfamilien sind auch insofern mehr als gerechtfertigt, da im Verkauf diverse Lebensmittel bereits teurer geworden sind, ohne dass die einheimischen Bauernfamilien ange-messen vom Mehrpreis profitieren konnten. Wer es ernst meint mit der Nachhaltigkeit beim Essen, muss mithel-fen, dass auch die Bauernbetriebe wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig unterwegs sein können und faire Preise für ihre Produkte erhalten. Statt runter, müssen die Produzentenpreise deshalb weiter rauf!
Quelle: SBV
Klimaerwärmung mit Fakten statt Behauptungen bremsen
Die Landwirtschaft ist Hauptbetroffene des Klimawandels. Sie hat deshalb alles Interesse die Er-derwärmung zu bremsen und will ihren Beitrag zur Emissionsreduktion leisten. Die Diskussion zu den Ursachen und damit Massnahmen ist allerdings nur begrenzt faktenbasiert. Insbesondere steht das Schweizer Rindvieh zu Unrecht als vermeintlich Hauptschuldige im öffentlichen Fokus.
Der Klimawandel macht sich weltweit und auch in der Schweiz bemerkbar. Sei es mit langer Trockenheit oder anderen extremen Wettereignissen wie Starkregen, Stürme oder Hagel. Es ist deshalb bedeutend, dass man die Quellen der Treibhausgasemissionen wissenschaftlich fundiert benennt und Massnahmen zur deren Reduktion vorantreibt. Um Wirkung zu erzielen, ist bei den grossen Hebeln anzusetzen. In der Schweiz sind das gemäss dem Treibhausgasinventar der Verkehr (30.6%, wobei der Flugverkehr nicht berücksichtigt ist), die Industrie (23.6%), die Haushalte (17.6%) und die Landwirtschaft (14.3%). Bei letzterer steht vor allem das Methan im Vor-dergrund und die Kuh und anderes Rindvieh, welche dieses bei ihrer Verdauung verursacht. Methan ist nach CO2 das zweitwichtigste von Menschen verursachte Treibhausgas und besitzt eine hohe Klimawirkung. Im Gegensatz zu CO2, das sozusagen während Jahrhunderten in der Atmosphäre verbleibt und das Klima konstant erwärmt, hat Methan eine durchschnittliche Lebensdauer von 12 Jahren.
Dazu kommt, dass Methanemissionen von Wiederkäuern biogen sind und weniger klimaerwärmend wirken
als fossile Methanemissionen. Das liegt daran, dass sie Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs der Pflanzen sind. Dieser Unterschied ist international anerkannt und wird im Schweizer Treibhausgasinventar teilweise ange-rechnet. Was hingegen dort nicht berücksichtigt wird, ist die beschriebene Kurzlebigkeit des Methans. Um Re-duktionspfade und ihre Klimawirkung zu erfassen, braucht es eine realitätsnahe Abbildung. Die aktuell in der Schweiz verwendete Umrechnung der Methanemissionen in CO2-eq. nach GWP100 (Global Warming Potential über 100 Jahre) kann das nicht. Dafür wurde in den letzten Jahren den GWP* entwickelt. Nimmt man diese Be-rechnungsmethode als Grundlage, dann machen die Methanemissionen der Landwirtschaft statt 4.3 Mio. t CO2-eq. noch 0.6 Mio. t CO2-eq.* aus. Ein beträchtlicher Unterschied! Mehr Informationen zum Thema sind im Be-richt «Methanemissionen in der Schweizer Landwirtschaft» zu finden.
Die Methanemissionen der Landwirtschaft müssen jährlich um ca. -0.3% reduziert werden, damit sie nicht zur zusätzlichen Klimaerwärmung beitragen. Mit den möglichen technischen Massnahmen im Zusammenhang mit den Hofdüngern und deren konsequenter Verwertung in Biogasanlagen lässt sich dieses Ziel erreichen.